Samstag 25. Juli
Eine leichte Nordweststaulage beschert der Alpennordseite Wolken und hie und da einen Regenschauer. Nicht so im Aostatal - der Nordföhn sorgt für wolkenlosen Himmel und so bleibt es auch die nächsten vier Tage.
Kurz nach Etrouble, parkieren wir beim Weiler Buthier. Auf einer angenehm steigenden Asphalt- und später Schotterstrasse gewinnen wir rasch an Höhe. Bald stellen wir fest, dass im Aostatal die Alpen "Tsa" genannt werden. Auf der Höhe der Tsa Calinge ist fertig mit pedalieren. Der Pfad steilt sich auf - schieben ist angesagt.
Die Aussicht vom Nordgrat der Pointe Calinge ist gewaltig. Ungewohnt die Walliser Viertausender von Süden zu sehen - vom Grand Combin bis zum Matterhorn. Ein rassiger, flowiger Trail führt uns
zuerst über Alpweiden und später durch lichten Lärchenwald via dem rustikalen Bergrestaurant Calinge zurück zum Fahrzeug in Buthier.
Im Agrotourismo Crest in Aosta finden wir mitten in Weinreben eine ideale
Unterkunft mit Pool, Liegewiese und einem gemütlichen Zimmer in einem alten Rebhäuschen.
Sonntag 26. Juli
Thomas Giger schwärmt im Bikemagazin "Ride" in den höchsten Tönen über den Col Invernieux und tauft den Trail kurzerhand Banzai-Trail. Schon bei der Schilderung läuft mir das Wasser im Mund zusammen und wir werden nicht enttäuscht. Bis nach Cogne, früher bekannt durch den Erzabbau, fahren wir mit dem Auto hoch.
Die Tour ähnelt dem Vortag. Asphalt, Schotterstrasse und zum Schluss ein Trail mit Tragepassage. Doch das Ganze in einem engen V-Tal, das sich mit dem Höherkommen zu einem Hochtal weitet.
Endlos zieht sich der flowige Trail nach der Passhöhe von über 2900 m nach Cogne runter. Das letzte Teilstück ist das Steilste. Giger hat nicht übertrieben - diesen Trail gehört zu den Perlen der Alpen.
Montag 27. Juli
Als Monika im "Ride" im Zusammenhang mit der Becca Franca vom George Clooney der Trails las, war sie sofort Feuer und Flamme diesen Downhill kennen zu lernen.
Der Aufstieg durch die sonnendurchfluteten Südhänge ist schweisstreibend und lang. Bis zur weithin sichtbaren Kirche von Vetan ist die Strasse geteert. Anschliessend folgt eine kurvenreiche Schotterpiste. Das Rifugio Mont Fallère kündet sich mit Holzschnitzereien entlang dem letzten Wegstück an. Adler, Gämse und zuletzt ein hölzerner Hund, der aus dem Hütten-Brunnen trinkt.
Das Panaché resp den Kaffee auf der Hütte haben wir uns reichlich verdient. Wir sind heute wohl die einzigen Gäste, die ab Aosta mit eigener Muskelkraft hochgefahren sind.
Die Abfahrt zur Becca Franca zieht sich über eine leicht geneigte Hochebene hin. Büschelweise wachsen die Edelweiss auf dem steinigen Grund. Wer nur Augen hat für das Panorama und den Trail
übersieht sie prompt.
Der Trail runter nach Aosta ist im oberen Teil flowig mit vielen angenehmen Kurven - im unteren Teil aber zunehmend verblockt und fahrtechnisch für uns eine Knacknuss. Nun so soll es sein - auch der Clooney hat schliesslich seine Ecken und Kanten.