Samstag 12. September
Noch ist es dunkel, als wir die Bikes in Aarwangen in den Anhänger verladen und den Bus besteigen. Via Genf, Grenoble gelangen wir nach Sisteron. Der Wetterbericht kündet für Sonntag Regen an.
Daher ist ein Prolog in der Region Sisteron bei trockenen Verhältnissen gerade richtig.
Der Prolog bietet einen Vorgeschmack auf die Touren der kommenden Woche. Singletrails, Wirtschaftswege in Feld und Wald, grober Schotter, kurze Schiebepassagen und Buchwerk voller Dornen.
Nach ca. 25 km und 500 haben wir einen ersten Eindruck der Provence erhalten und fahren mit dem Bus weiter nach Moustier-St. Marie. Unsere Gastgeber im Gites d'Etape Petit Segrier, Sylvie und
Noel erwarten uns bereits.
Sonntag 13. September
Über Nacht sind mehrere Gewitter über das Plateau de Valensol gezogen. Für eine lange Tour sind uns die Wetterverhältnisse zu unstabil. So entschliessen wir uns zu einer Tour in Richtung
Pouimasson - St. Jurs am Fuss des Kamms des Montdeniers. Noel hat uns im Frühling gewarnt, dass die lehmig-tonigen Böden der Region nach Regen stark an den Reifen kleben - dass es so schlimm
wird, haben wir uns nicht träumen lassen. Solang man sich im Wald und auf Graswegen bewegt läufts gut. Gelangt man aber auf Feldweg im Ackerland, auf dem hauptsächlich Lawendel angebaut wird, hat
man das Gefühl, das Bike werde vom Boden festgesaugt. Mehr als einmal blockieren die Räder, weil sich der Raum zwischen Reifen und Hinterbau mit klebrigem roten Dreck füllt. Da hilft nur noch
deblockieren mit Stecken.
Trotz erschwerten Bedingungen erreichen wir St. Jurs, ein kleines kompaktes Dorf, welches die Ebene von Pouimasson überblickt. Sonnenschein und Wind trocknen den Boden ab, so dass das Pedalieren
am Nachmittag angenehmer ausfällt.
Auf einem rassigen, grobschottrigen Trail fahren wir am Nachmittag in Moustier-St. Marie ein. Das Dorf ist für seine Keramikwaren bekannt und ein bekannter Touristenmagnet.
Montag, 14. September
Erneut ist über Nacht etwas Regen gefallen - es erwarten uns also wieder schwerer Boden. Wir entscheiden uns für eine Umrundung des Lac de Esparron in der unteren Verdonschlucht. Ausgangspunkt,
den wir mit dem Bus erreichen, ist das Dörfchen Quinson. Als erstes gilt es auf einem steilen Trail das Plateau mit seinen Lavendelfelder zu erklimmen. Auf dem Plateau können wir über weite
Strecken gut geschotterten Wegen folgen - zu Glück, denn sobald wir etwas in erdige Passagen gelangen fängt das Theater mit dem Dreck, der an den Reifen hängen bleibt wieder
an.
Nach dem Plateau folgt ein stetes auf und ab auf Forststrassen und knackigen Trails entlang des Lac d'Esparron bis nach Gréoux-les Bains.
Der Rückweg durch die Wälder und über die Hügelzüge südlich des Sees zurück zum Ausgangspunkt ist in der Endphase ausserordentlich malerisch. Eindrücklich ist die Fahrt durch den ehemaligen Canal
du Verdon, der inzwischen stillgelegt ist. Nicht alles ist fahrbar - ein 800 m langer Tunnel unterbricht den Fahrspass. Zum Glück sind wir dank einschlägiger Literatur vorgewarnt und haben die
Taschenlampen dabei.
Ein flowiger Traumtrail führt durch kleine Schluchten zur Hauptschlucht runter. Zwischendurch wähnt man sich im Zwischenerden und erwartet jeden Augenblick Gandalf hinter der nächsten Biegung
auftauchen. Im untersten Teil der kleinen Schlucht verpassen wir einen Abzweiger und so landen wir schlussendlich in der Basse Gorge du Verdon und müssen mehr schiebend denn fahrend den letzten
ausgesetzten Abschnitt der Tour bewältigen. Alles in allem eine geniale Tour.